Die Bustour 2009: Mit dem Linienbus von Odense nach Kopenhagen
Kartenmaterial unter CC-by-SA: © OpenStreetMap-Mitwirkende
Wieder einmal ist es vier Uhr morgens. Ich liege wach im Bett. Anscheinend bin ich vor dem Handywecker aufgewacht, der jeden Augenblick klingeln muss. Bei genauerer Betrachtung des Displays wird mir klar, dass ich mich nochmal für zwei Stunden hinlegen kann. Ich habe definitiv den Rhythmus der Bustour im Blut. Um 6:00 Uhr fällt das Aufstehen aber nicht wesentlich leichter. Dabei geht es heute ganz gemütlich nach Kopenhagen. Mit extra langen Umsteigezeiten: über 2 Stunden in Maribo, über eine Stunde in Vordingborg und etwas weniger als eine Stunde in Præstø. Der Grund dafür ist der Tag der dänischen Verfassung. Das ist kein offizieller Feiertag, aber es gilt Sonntagsfahrplan und die meisten Geschäfte und öffentlichen Gebäude bleiben geschlossen.
Als erstes sieht der Tourplan die Linie 800 von Odense nach Nykøbing vor. Der Clou an dieser Linie ist, dass sie auf beiden Seiten Anschluss an die Fähre hat. Damit besteht nicht die Gefahr, irgendwo hängenzubleiben. Bevor wir überhaupt am Anleger ankommen, müssen wir zuerst auf dem riesigen Gelände des Busterminals den richtigen Halteplatz finden. Damit haben wir etwas Probleme. An jedem Bussteig steht ein Bus vom scheinbar selben Typ. Alle wie an einer Perlschnur nebeneinander aufgereiht. 15 Stück. Aber bei einem läuft schon der Motor. Bingo.
Unser Busfahrer scheint an diesem Morgen auch nicht ganz auf der Höhe zu sein. Wortkarg und abwesend blättert er in seiner Tarifliste rum, tippt irgendwas in den Bordcomputer. Das Ticket kommt raus, aber kein Preis. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir bezahlen können. Gepäck verstauen, vorne Platz nehmen und los geht es. Rückwärts aus der Haltebucht und dann an den ganzen Bussen vorbei. Und am dem wild winkenden Fahrgast, der noch mitfahren möchte.
Wortkarg streckt der Fahrer seinen rechten Arm mitsamt dem Zeigefinger zu Tür, fährt bis zur Einfahrt des Busterminals, dreht die Runde im Kreisverkehr, fährt zurück auf das Terminalgelände, parkt den Bus ordnungsgemäß in der Haltebucht, stellt den Motor ab, öffnet die Tür und wartet auf den Fahrgast. Wortkarg wird das Ticket gelöst. Motor anstellen, wieder rückwärts aus der Haltebucht raus. Ich hätte den Fahrgast an Ort und Stelle einsteigen lassen. Ich seufze. Jetzt haben wir schon 15 Minuten Verspätung. Wann geht nochmal die Fähre?
Wir folgen der dänischen Primærrute 9 nach Südosten. Die Straße ähnelt über weite Strecken einer Autobahn. Die meisten Orte werden umfahren, die jeweilige Haltestellen sind direkt an den Anschlussstellen. Entsprechend geht es zügig voran und die Verspätung haben wir abgebaut. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Darauf möchte ich einen Schluck Wasser nehmen. Wortkarg streckt unser Busfahrer seinen rechten Arm samt Zeigerfinger aus und verweist auf die zahlreichen Verbotsaufkleber. Ungläubig lass ich die Flasche fallen. Sie rollt am Fahrer vorbei zur Tür und poltert die Stufen hinab. Keine Reaktion, kein Kommentar von ihm. Nach fünf Minuten entscheidet sich Sven dazu, die Flasche zu bergen. Ich quittiere das mit einem trägen „Danke“-Blick. Das ist der merkwürdigste Tourstart aller Zeiten.
Erstaunen und innerliche Freude machen sich dann am Fähranleger in uns breit. Der Bus steuert am Hafen über eine Sonderspur zum Kassenhäuschen. Es wird bezahlt und dann werden wir an den wartenden Autos vorbei direkt auf das Schiff gelotst. Eisenbahn auf Fähre kennen wir, aber mit dem Linienbus? Die Überfahrt dauert etwa 45 Minuten. Das reicht für einige Tassen Kaffee und einem Spaziergang über das kleine Oberdeck. Nach der Fähre geht es flink weiter: über das Örtchen Nakskov erreichen wir nach insgesamt 121 Kilometern den Bahnhof von Maribo. Für uns ist hier die erste große Pause, während der Bus weiter nach Nykøbing fährt.
Was machen wir nun die nächsten zwei Stunden? Wir laufen planlos durch den Ort. Immerhin können wir etwas Zeit auf der kleinen Oldtimershow totschlagen. Danach geht es zum Aldi Supermarkt, der glücklicherweise geöffnet hat. Proviant auffrischen und dann noch 1 Stunde im Stadtpark sitzen, bis es um 13:00 Uhr endlich weiter geht. Wir können kaum glauben, dass wir nur noch fünfmal umsteigen werden, aber erst nach 20:00 Uhr in Kopenhagen erreichen sollen.
Die Fahrten mit den Linien 60, 63 und 256 bleiben dann auch entsprechend entspannt und landschaftlich monoton. Immerhin haben wir mehr Zeit für die Orte. Wobei Vordingburg und Præstø sehr überschaubar sind. Aber es reicht, um nicht in Langeweile zu versinken. In Køge haben wir dann das Einzugsgebiet von Kopenhagen erreicht. Jetzt geht es in die Stadt hinein und wir freuen uns auf die Linie 121, die am Strand entlang bis Friheden führt. Dachten wir. Zwischen Strand und unserer öden Hauptstraße liegen drei Reihen Bebauung. Nur in Greve können wir das Wasser mal für kurze erblicken.
Die letzten beiden Etappen sind Stadtverkehr. Mit der 18 bis Valby und von dort mit der 26 Richtung Indiakaj. Überpünktlich, um 20:40 Uhr, an der Station Hovedbanegård, entlässt uns dann der dänische Bus mit deutscher Gummibärchenwerbung aus unserem Vorhaben, mit Linienbussen von Köln bis Kopenhagen zu gelangen. Wir stehen vor den Hallen des Hauptbahnhof und resümieren kurz: 51 Fahrten sind absolviert, 1.270 Kilometer zurückgelegt. Und trotz des Ausfalls der Stadtlinie in Bad Bramstedt, den wir zu Fuß kompensieren konnten, zählen wir die Tour als geglückt. Also schlagen den Weg in die Altstadt
07:46 Odense, Rutebilstation
10:45 Maribo, Station
Arriva Danmark "RV 95 386"
Scania Omniline
13:05 Maribo, Station
14:05 Vordingborg, Station
Skørringe Turistbusser I/S "SU 91 528"
Mercedes Benz O 550
15:40 Vordingborg, Station
16:15 Præstø, Rutebilstation
Østtrafik Hårlev "TD 96 611"
Mercedes Benz O 550
17:04 Præstø, Rutebilstation
17:55 Køge, Station
Østtrafik Hårlev "TD 96 608"
Mercedes Benz O 550
18:33 Køge, Station
19:42 Friheden, Station
Arriva Danmark "UU 96 987"
Volvo B7RLE / Säffle
20:00 Friheden, Station
20:12 København Valby, Valby Langgade/Søndre Fasanvej
Arriva Danmark "UR 90 715"
Volvo B7RLE / Carrus
20:21 København Valby, Valby Langgade/Søndre Fasanvej
20:40 København, Hovedbanegård/Vesterbrogade
Arriva Danmark "TT 94 342"
VDL-Berkhof SB4000